Zuerst wollen wir einige grundlegende Begriffe definieren. „Indigen“ bedeutet „von dem Land, auf dem wir uns befinden“. „Anarchie“ bedeutet „die Ablehnung von Autorität“. Zu den Grundsätzen des Anarchismus gehören die direkte Aktion, die gegenseitige Hilfe und die freiwillige Zusammenarbeit. „Anarchy; A Journal of Desire Armed“ stellt sich eine primitive Anarchie vor, die „radikal kooperativ und kommunitär, ökologisch und feministisch, spontan und wild“ ist.
Die Zivilisation ist eine Kultur, die sich um Städte dreht. Eine Stadt ist eine Ansammlung von Menschen, die dauerhaft an einem Ort leben, und zwar in einer so hohen Dichte, dass sie ihre Lebensmittel und Ressourcen von außerhalb der Stadt importieren müssen, um zu überleben und das weitere Wachstum der Stadt zu sichern. Die Städte sind also auf die Ausbeutung von außen angewiesen, um sich selbst zu erhalten.
Diese Externalisierung entfremdet uns sowohl von unserer Lebensmittelversorgung als auch von unserem Abfall. Unsere Lebensmittel werden im Supermarkt gekauft, weit weg von zu Hause angebaut, am Fließband zubereitet und verpackt. Uns wird jegliche Beteiligung an den Prozessen, die uns ernähren, verwehrt. Unser Müll wird mit Lastwagen abtransportiert, um irgendwo außer Sichtweite entsorgt zu werden, und unser menschlicher Abfall wird in Rohren heruntergespült. Wir wissen nicht genau, wo er hingeht, welche Auswirkungen er hat und welchen Platz er in unserem Ökosystem einnimmt.
Die Zivilisation zielt darauf ab, das Leben durch ihre verschiedenen Strukturen zu beherrschen, die darauf ausgerichtet sind, uns zu domestizieren. Zu diesen Strukturen gehören die Industrie, der Kolonialismus, der Staat, der Kapitalismus, die Landwirtschaft, der Rassismus, das Schulwesen, die Religion, die Medien, die Polizei, die Gefängnisse, das Militär, das Patriarchat, die Sklaverei und vieles mehr.
Indigene Völker haben im Laufe der Geschichte gekämpft und sind gestorben, um sich dem gewaltsamen Eindringen der Zivilisation in ihr Leben zu widersetzen. Dieser Kampf geht auch heute weiter, da die „Unzivilisierten“ von den „Zivilisierten“ überall auf der Welt immer mehr an den Rand des Überlebens gedrängt werden und das technologische Ungleichgewicht zwischen uns immer größer wird und eine soziologische Kluft schafft, die es uns unmöglich macht, einander auch nur auf einer grundlegenden Ebene zu verstehen.
Die Lebensstile der Zivilisierten und der Unzivilisierten haben sich so weit voneinander entfernt, dass es für die Zivilisierten fast unmöglich geworden ist, zu erkennen, dass ihre Zivilisation ein Hindernis für unser Überleben geworden ist. Stattdessen halten sie ihre Zivilisation als Instrument für ihr Überleben hoch und fürchten sich davor, in einer Welt ohne sie zu leben. Sie sind so sehr auf die Ordnung ihrer Zivilisation konditioniert, dass sie sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen können.
Das gesamte Konzept der Zivilisation hängt von der Herrschaft der Kolonisator*innen und ihrer brutalen Unterwerfung der Indigenen Völker ab. Der immerwährende Marsch der globalen Zivilisation wird durch die Zwangsarbeit und die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen im globalen Süden (und historisch gesehen in allen Ländern jenseits des europäischen Kontinents) gespeist.
Um das Land seiner Ressourcen zu berauben, müssen die dort lebenden Menschen vertrieben und in dicht gedrängte Städte, Farmen oder „Reservate“ umgesiedelt werden, wo sie zur Arbeit gezwungen werden, um diese Ressourcen in Konsumgüter für die westlichen Märkte zu verwandeln. Dieser Prozess der Zivilisierung Indigener Völker geht schnell vonstatten, und unsere Kultur, Sprache und Geschichte wird von den Kolonisator*innen oft gewaltsam ausgelöscht, um sicherzustellen, dass wir nicht versuchen, zu unserem früheren „unzivilisierten“ Leben zurückzukehren und das Land zurückzugewinnen, das sie für ihre Industrie genommen haben.
Die herrschenden Klassen sind immer auf der Suche nach neuen Wegen, um für sich selbst Reichtum anzuhäufen. Herrschende schaffen unterwürfige untere Schichten, indem sie unzivilisierte Völker ihres natürlichen Lebensraums berauben, damit sie keine andere Wahl haben, als die Domestizierung zu akzeptieren und in das industrielle kapitalistische System integriert zu werden. Die Herrschenden können dann die Menschen, die sie gezähmt und domestiziert haben, erfolgreich in profitable Waren verwandeln; gefügige Arbeiter*innen, die ihr ganzes Leben lang arbeiten können, um mehr Reichtum für die Herrschenden zu schaffen.
Herrschende sehen keine Verwendung für Jäger*innen und Sammler*innen oder irgendeinen Menschen, der nicht Reichtum und Macht für die Herrschenden schafft. Wenn die Menschen nicht für die Herrschenden arbeiten müssten, um Nahrung und Unterkunft zu bekommen, hätten die Herrschenden keine Macht mehr. Der schlimmste Feind der Herrschenden ist also eine Person, die nicht auf die Herrschenden angewiesen ist, um zu überleben, oder noch schlimmer: eine ganze Kultur von Menschen, die sich selbst versorgen. Eine unzivilisierte Kultur, über die sie keine Kontrolle haben, ist die größte Angst von Herrschenden.
In der Zivilisation wird es den Indigenen Völkern nicht mehr erlaubt sein, auf dem Land ihrer Vorfahr*innen zu überleben, indem sie jagen und nach Nahrung suchen. Um in dieser neuen Welt, die uns von den Kolonialherren aufgezwungen wurde, zu überleben, müssen wir harte Arbeit in Fabriken, Lagerhäusern, Minen und industriellen Farmen verrichten. Unsere Kinder müssen in den Gewohnheiten der Kolonisator*innen erzogen werden, um sie zu produktiven und unterwürfigen Arbeiter*innen zu machen. Wir müssen uns auf den Staat und die Kolonisator*innen verlassen, um uns zu ernähren und zu kleiden. Wir müssen konsumieren und verschwenden und uns an der Zerstörung der Ökosysteme beteiligen, die uns seit Jahrtausenden ernähren. Wir müssen „zivilisiert“ werden, damit die herrschende Klasse auf unsere Kosten gedeihen kann.
Freiheit durch Ablehnung
Die Ablehnung der Zivilisation bedeutet, dass wir uns diesem Zwangsarrangement widersetzen, bei dem uns unsere Geschichte, unsere Kultur und das kollektive Wissen, das es uns ermöglicht hat, auf unserem Land zu überleben und zu gedeihen, von profitgierigen Industriellen genommen wird, die uns dazu bringen wollen, unser ganzes Leben lang für ihren Nutzen zu arbeiten, während sie uns den Zugang zu unserem eigenen Land und unseren Ressourcen verwehren.
Die Zivilisation abzulehnen bedeutet, sich gegen die Urbanisierung zu wehren; gegen das Zusammenpferchen von Menschen in kleinen, unfruchtbaren, betonierten Gebieten, die von unseren Herrschenden leichter kontrolliert werden können, um sicherzustellen, dass wir „zivilisiert“ und gehorsam bleiben.
Die Zivilisation abzulehnen bedeutet, sich den ausbeuterischen industriellen Landwirtschaftsmethoden zu widersetzen, die die arme Landbevölkerung dazu zwingen, ihre Arbeitskraft zu opfern, um die materiell reichen Städte zu ernähren, während gleichzeitig die Fruchtbarkeit des Bodens rapide abnimmt und das Grundwasser für die Bewässerung viel schneller verbraucht wird, als es wieder aufgefüllt werden kann.
Die Zivilisation beruht auf einer massiv ungleichen Konzentration von Reichtum, einer brutalen kapitalistischen Hierarchie, in der die wenigen, die das Glück hatten, an die Spitze zu gelangen, alle unter ihnen kontrollieren. Ganz unten in der zivilisatorischen Hierarchie stehen die Indigenen Völker der Welt.
Kontrolle und Domestizierung
Die Stimmen der Indigenen Völker, ob sie nun von ihren Kolonisator*innen als erfolgreich „zivilisiert“ akzeptiert oder als „unzivilisiert“ abgelehnt werden, wurden lange Zeit von allen ignoriert, die vom Vormarsch der Zivilisation und den glänzenden Dingen, die sie ihnen bietet, profitieren. Glänzende Dinge, die durch die zügellose Ausbeutung Indigener Ländereien und die Manipulation und Kontrolle der Indigenen Völker durch Domestizierung ermöglicht wurden.
„Kontrolle“ ist das Schlüsselwort, um zu verstehen, warum die Zivilisation entstanden ist. Die kapitalistischen Kolonisator*innen arbeiten hart daran, uns davon zu überzeugen, dass wir von ihnen und ihrer Zivilisation kontrolliert werden müssen. Dass wir ihre Zivilisation brauchen, um uns vor Schaden zu bewahren. Wenn wir für sie arbeiten, werden wir nicht hungern. Wenn wir ihnen unser Land überlassen und in ihre „Reservate“ oder ihre Farmen oder Städte umziehen, ihre Sprache und Religion annehmen, werden sie uns beschützen, uns ein „würdiges“ Überleben ermöglichen und uns als erfolgreich domestiziert und zivilisiert akzeptieren.
Die Ironie dabei ist verblüffend. Die Kolonisator*innen dezimieren unsere Wälder und schlitzen unser Land auf, um es seiner Ressourcen zu berauben. Sie schlachten unsere Wildtiere bis zur Ausrottung ab und übergießen unsere Pflanzen mit Herbiziden, um sicherzustellen, dass wir uns nicht selbst versorgen können. Sie machen unser Wasser giftig und untrinkbar. Sie zerstören unser Klima durch die Verbrennung von Kohlenstoff. Sie ermorden uns, wenn wir es wagen, uns ihnen in den Weg zu stellen.
Und dann bieten sie uns Zuflucht vor ihrer Tyrannei. Wir haben die Wahl zwischen Versklavung und Ausrottung. Entweder du ziehst in ihre Städte, Slums, Plantagen und Reservate und wirst als „zivilisiert“ akzeptiert oder du stirbst durch ihre Hand, weil du ein*e „unmenschliche*r, unzivilisierte*r Wilde*r“ bist, den*die man nicht „retten“ kann. Alles, was die Zivilisation nicht unter Kontrolle hat, muss beseitigt werden, damit der Marsch der Zivilisation ungehindert weitergehen kann.
Wer Anarchie befürwortet, lehnt die Idee der Kontrolle ab. Wir lehnen die Autorität der Kolonisator*innen und ihrer Zwangszivilisation ab, die uns so viel nimmt, um Kulturen zu unterstützen, die uns lieber abschlachten würden, als ihren von der Industrie geprägten Lebensstil zu gefährden. Anarchie bedeutet, auf uns selbst und unsere Nachbar*innen zu vertrauen und durch gegenseitige Hilfe unsere eigenen Probleme zu lösen, ohne auf die „Wohltätigkeit“ mächtiger Behörden angewiesen zu sein.
Antizivilisierte [Anti-Civ] Indigene Anarchist*innen erkennen, dass das Konzept der Zivilisation selbst von der Fähigkeit unserer Kolonisator*innen abhängt, uns zu kontrollieren. Unsere erzwungene Assimilierung an die fremde Zivilisation der Kolonisator*innen und die strafenden Gesetze, die wir befolgen müssen, sollen uns davon abhalten, uns gegen die perverse Ordnung zu wehren, die sie uns aufzwingen. Ihre Ordnung hängt von unserer Domestizierung und der Zerstörung unserer Lebensweise ab. Ihre Zivilisation ist darauf ausgerichtet, alles zu zerstören, was sie berührt.
Umarmung unserer „unwirtlichen Wildnis“
Die so genannte „unwirtliche Wildnis“, die von der Zivilisation unterworfen wurde, ist das Lebenselixier unserer Existenz. Jahrtausendelang lebten wir in Frieden mit dieser Wildnis und nährten sie genauso wie sie uns nährte. Wir waren die Hütenden des Landes, nicht ihre Ausbeutenden. Jetzt, als zivilisierte Menschen, arbeiten wir ein Leben lang für das Recht, ein winziges Stück des Landes zu besitzen. Damit wir es zupflastern und einen Betonklotz zum Wohnen errichten können. Wenn wir erfolgreich sind. Die meisten von uns bekommen nicht einmal dieses Privileg und sind gezwungen, reiche Vermieter*innen für das Recht zu bezahlen, in einem der Betonklötze zu wohnen, die sie besitzen.
Unzivilisiert liefen wir frei umher, wilde Früchte und Kräuter wuchsen in jeder Richtung, bereit zum Pflücken. Süßwasserbäche voller Fische säumten die Landschaft. Die Geräusche der wilden Tiere erfüllten die Luft. Unsere Arbeit war minimal und die Belohnung kam sofort. Wir kannten nur Überfluss. Oder besser gesagt: Wohlstand ohne Überfluss.
Jäger*innen und Sammler*innen sind in der Lage, ihre unmittelbaren Bedürfnisse zu befriedigen, ohne einen Überschuss anzuhäufen, wie es zivilisierte Menschen tun müssen, um zu überleben (mit Landwirtschaft, Arbeit, Krediten, Ersparnissen, Hypotheken, Renten, Versicherungen). Die Unzivilisierten haben keinen Bedarf an materiellem Besitz, weil solche frivolen Dinge ihrer Fähigkeit, nomadisch mit den Jahreszeiten zu leben, im Weg stehen würden. Zu viele Besitztümer zu haben, zwingt uns dazu, immer an einem Ort zu bleiben und diese Besitztümer mit unserem Leben zu schützen, damit wir sie weiterhin besitzen können und nicht riskieren, dass sie uns weggenommen werden. Das führt zu einem paranoiden, auf Sicherheit bedachten Lebensstil, der den Besitz und den Schutz von Eigentum über unsere grundlegendsten Bedürfnisse stellt.
Jäger*innen und Sammler*innen können sich darauf verlassen, dass die Umwelt für uns sorgt, dass ein Spaziergang zur Jagd oder zur Nahrungssuche uns und unsere Lieben mit allem versorgt, was wir für ein paar Tage brauchen. Nach diesem Spaziergang steht uns der Rest des Tages zur freien Verfügung.
Zivilisierte Menschen bezeichnen Jäger*innen und Sammler*innen gerne als „arm“. Aber diese Armut ist eine materielle Armut; ein Mangel an Überschüssen, Luxus und Dingen. In Wirklichkeit sind Jäger*innen und Sammler*innen viel reicher als die ständig verschuldeten zivilisierten Arbeiter*innen, die wenig Raum für Freizeit haben und ihre gesamte Existenz in „Zeit“ messen müssen. Die Zivilisierten müssen in ihren landwirtschaftlich geprägten Gesellschaften 5 oder 6 Tage pro Woche arbeiten, nur um zu überleben. Die Unzivilisierten haben keinen Bedarf an solchen Absurditäten. Wie Marshall Sahlins feststellte, sind die Jäger*innen und Sammler*innen die ursprüngliche Wohlstandsgesellschaft. Da sie keine materiellen Bedürfnisse haben, gibt es auch keine Notwendigkeit für Armut oder Reichtum. Alle Menschen können gleich sein; eine wahre Anarchie.
Zivilisierte Menschen pflanzen Reihen von Feldfrüchten in eingezäunten, sterilisierten industriellen Monokulturen an, die kaum noch Ähnlichkeit mit den vielfältigen, sich gegenseitig erhaltenden, zusammenhängenden Nahrungswäldern haben, die uns im Laufe der Geschichte ernährt haben. Die Landwirt*innen beanspruchen Jahr für Jahr dieselben Parzellen, um diese Monokulturen anzubauen, und tränken sie mit chemischen Düngemitteln und Pestiziden, damit nur die Monokulturen überleben können. Der Boden ist erodiert, ohne Leben und abhängig von den chemischen Präparaten, für deren Beschaffung sich die Landwirt*innen verschulden müssen.
In der Zivilisation ist das Wasser knapp, kontrolliert und teuer. Obst wird in Plastik eingewickelt und du musst einen ganzen Tag lang schuften, um es dir leisten zu können. Fisch ist durch die giftigen Abfälle, die die Industrie in die Gewässer leitet, verseucht, und trotzdem müssen wir für das Privileg, ihn zu essen, bezahlen. Wildtiere wurden größtenteils durch riesige Flächen von Käfigtieren ersetzt. Die endlosen Exkremente aus diesen industriellen Fleischfabriken fließen ebenfalls in die Wasserwege, vergiften das Ökosystem weiter und sterilisieren das Land.
Die Wildheit, die uns einst ausmachte, wurde uns von unseren Kolonisatoren ausgetrieben. Wie Hunde, die aus wilden Wölfen gezüchtet wurden, um ihren Herren gehorsam und unterwürfig zu sein, sind wir für unser Überleben vom Staat und den Kapitalist*innen abhängig geworden. Krank und domestiziert kämpfen wir gegeneinander um die Essensreste, die uns die Herrschenden zuwerfen, die uns unseres Landes und unseres Lebens berauben.
Den Neokolonialismus verstehen
Ghanas erster Präsident, Kwame Nkrumah, hat den Neokolonialismus 1965 kurz und bündig erklärt:
„Das Wesen des Neokolonialismus besteht darin, dass der Staat, der ihm unterworfen ist, theoretisch unabhängig ist und nach außen hin den Anschein internationaler Souveränität erweckt. In Wirklichkeit wird sein Wirtschaftssystem und damit auch seine politische Politik von außen gelenkt. Die Methoden und Formen dieser Steuerung können verschiedene Formen annehmen. Meistens wird die neokolonialistische Kontrolle durch wirtschaftliche oder monetäre Mittel ausgeübt. Die Kontrolle über die Regierungspolitik in einem neokolonialen Staat kann durch Zahlungen an die Kosten für den Betrieb des Staates, durch die Bereitstellung von Beamt*innen in Positionen, in denen sie die Politik diktieren können, und durch die monetäre Kontrolle über Devisen durch die Einführung eines von der imperialen Macht kontrollierten Bankensystems sichergestellt werden.“
Diese Beschreibung des Neokolonialismus trifft auch heute noch zu, denn überall auf der Welt erleben Indigene Kulturen das, was Nkrumah in seinen verschiedenen Formen beschrieben hat. In jüngster Zeit sind chinesische Neokolonialist*innen in Indigene Länder eingedrungen und haben versprochen, uns mit ihrem Reichtum zu beglücken. Ihre Investor*innen, Bankiers, Händler*innen, Kreditgebende, Entwickler*innen und Wohltätigkeitsorganisationen versprechen uns, unser Leben zu verbessern.
Vor allem afrikanische Länder verschulden sich massiv bei Peking und bieten ihr Land, ihr Öl, ihr Gas, ihre Mineralien und andere Ressourcen als Sicherheit für jeden neuen Milliardenkredit an. Wenn sie diese unhaltbaren Kredite nicht mehr bedienen können, wird China die Sicherheiten beschlagnahmen und den Kontinent seines natürlichen Reichtums berauben. Malaysia hat kürzlich die Gefahren dieser Schuldenfalle erkannt und sich aus den chinesischen Entwicklungsgeschäften zurückgezogen. Premierminister Mahathir Mohamad warnte die Welt: „Es gibt eine neue Version des Kolonialismus.“
Das gemeinnützige Konfuzius-Institut, das in Indigenen Ländern tätig ist, ist ein Vehikel für die chinesische Propaganda und schränkt ein, was die aus China gelieferten Lehrkräfte sagen dürfen, und verzerrt das, was die Schüler*innen lernen. Diese Propaganda über den Schulunterricht soll Chinas wirtschaftliche Interessen fördern, indem sie die Indigenen Kinder darauf konditioniert, die Kolonisierung und ein Leben in Unterwürfigkeit zu akzeptieren. Die Kolonisator*innen tun alles, um den Terror, den sie uns bringen, zu normalisieren und uns zu überzeugen, dass er gut für uns ist.
„Der Neokolonialismus ist vielleicht auch die schlimmste Form des Imperialismus. Für diejenigen, die ihn ausüben, bedeutet er Macht ohne Verantwortung und für diejenigen, die darunter leiden, bedeutet er Ausbeutung ohne Wiedergutmachung. In den Tagen des altmodischen Kolonialismus musste die imperiale Macht zumindest im Inland erklären und rechtfertigen, was sie im Ausland unternahm. In der Kolonie konnten sich diejenigen, die der herrschenden imperialen Macht dienten, zumindest auf deren Schutz gegen jede gewaltsame Aktion ihrer Gegner verlassen. Im Neokolonialismus ist beides nicht der Fall.“ — Kwame Nkrumah
Ähnlich wie China haben auch Südkorea und seine multinationalen Konzerne Anbaurechte für Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche in „unterentwickelten“ Ländern gekauft, um die Nahrungsmittelversorgung ihrer Bürger*innen zu sichern. Die Geschichte des Kolonialismus und der Bananenrepubliken hat uns gezeigt, dass diese Art von Vereinbarungen nur zu Elend für die Indigenen Völker und zur Zerstörung unserer Ländereien geführt hat.
Laut Südkoreas RG Energy Resources Asset Management CEO Park Yong-soo:
„Die (südkoreanische) Nation produziert keinen einzigen Tropfen Rohöl und andere wichtige Industriemineralien. Um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und den Lebensunterhalt der Menschen zu sichern, können wir nicht genug betonen, dass die Sicherung der natürlichen Ressourcen im Ausland ein Muss für unser zukünftiges Überleben ist.“
Der Leiter der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO), Jacques Diouf, warnte, dass die Zunahme dieser Landgeschäfte zu einer Form des Neokolonialismus führen könnte, bei dem ärmere Regionen auf Kosten ihrer eigenen hungernden Bevölkerung Lebensmittel für die Reichen produzieren. Man kann mit Sicherheit sagen, dass diese neueste Form des Neokolonialismus bereits eingetroffen ist. Unsere korrupten Regierungen schließen Verträge ab, die uns immer abhängiger von diesen fremden Nationen und ihren Versprechungen machen, uns „empor zu heben“, indem sie uns Städte und Infrastruktur bauen.
Wir müssen uns unbedingt gegen ihre Versuche wehren, unser Land zu zivilisieren, damit wir gezwungen sind, für sie zu arbeiten, und ihnen dabei helfen, unsere natürlichen Ressourcen zu stehlen, um ihre Imperien zu vergrößern, damit sie weiter expandieren und noch mehr Indigene Völker auf der ganzen Welt ausbeuten können.
Und unsere lokalen Autoritäten, die so schnell bereit sind, unsere Zukunft für den flüchtigen Luxus von Betontürmen und schnelleren Zügen zu verkaufen, sind genauso schuldig an diesem neokolonialen Bestreben, uns zu bettelarmen Arbeiter*innen für fremde Imperien zu machen.
Die Massai, ein halbnomadischer Stamm, der hauptsächlich in Tansania und Kenia lebt, wandern seit Jahrhunderten mit den Jahreszeiten. Sie werden zunehmend von Staaten und Wirtschaftsinteressen von ihrem Land vertrieben, die Gesetze erlassen, die es ihnen verbieten, auf großen Teilen ihres traditionellen Landes Pflanzen anzubauen und ihre Tiere zu weiden.
Zehntausende Massai wurden obdachlos, nachdem ihre Häuser im Ngorongoro-Krater in Brand gesteckt wurden, angeblich um „das Ökosystem der Region zu erhalten“ und mehr Tourist*innen anzulocken.
Die tansanische Regierung arbeitet mit der Tanzania Conservation Limited, die dem US-amerikanischen Unternehmen Thomson Safaris gehört, und der Ortello Business Corporation, einem Luxusjagdunternehmen mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten, zusammen, um die Massai von ihrem Land zu vertreiben. Sie werden verprügelt, erschossen und ihr Besitz wird beschlagnahmt. Die jungen Hirt*innen sind so verängstigt, dass sie jetzt um ihr Leben fürchten und fliehen, sobald sie ein Fahrzeug kommen sehen.
Der Staat hat den Massai nun befohlen, ihre Heimat zu verlassen, um sie in ein Jagdgebiet für wohlhabende Tourist*innen zu verwandeln, die eine Prämie für den Abschuss von Großwild zahlen und die Kadaver als ausgestopfte Trophäen mit nach Hause nehmen.
Der Staat unterstützt diese Genozide, um sich ausländische Investitionen für den Bau seiner Städte zu sichern. Der Staat wird immer die Zivilisierten über die Unzivilisierten stellen, denn der einzige Grund, warum ein Staat existiert, ist das Wachstum seiner Städte und die Plünderung von Nahrungsmitteln und Ressourcen, um dieses Wachstum zu fördern.
Die Zivilisation war schon immer die Waffe der Mächtigen, um uns zu einem Leben in Knechtschaft zu verdammen. Lehne die Zivilisation ab. Lehne den Staat ab. Lehne den Kapitalismus ab. Lehne alle Versuche ab, unser Land zu erobern und unsere Völker zu versklaven.
Einem geschenkten Gaul ins Maul schauen: Die technologische Kluft
Wir sollten verstehen, dass es einen großen Unterschied zwischen den Begriffen „Werkzeuge“ und „Technologie“ gibt. Werkzeuge können in kleinem Maßstab mit lokalen Materialien hergestellt werden, entweder von Einzelpersonen oder von kleinen Gruppen von Menschen, wenn die Werkzeuge benötigt werden. Im Gegensatz zur Technologie bauen Werkzeuge keine Systeme von Autorität und Gehorsam auf, die es einer Gruppe ermöglichen, eine andere zu beherrschen, solange jede*r in der Lage ist, Werkzeuge selbst herzustellen oder zu erwerben. Technologie hängt von der Fähigkeit ab, riesige Operationen zur Gewinnung, Produktion, Verteilung und zum Konsum durchzuführen. Das erfordert Zwangsautorität und Hierarchie. Unterdrückung.
The Fifth Estate erklärte 1981 die Tücken der Technologie:
„Technologie ist kein einfaches Werkzeug, das wir nach Belieben einsetzen können. Sie ist eine Form der sozialen Organisation, eine Reihe von sozialen Beziehungen. Sie hat ihre eigenen Gesetze. Wenn wir sie nutzen wollen, müssen wir ihre Autorität akzeptieren. Die enorme Größe, die komplexen Zusammenhänge und die Schichtung der Aufgaben, die moderne technologische Systeme ausmachen, machen ein autoritäres Kommando notwendig und unabhängige, individuelle Entscheidungen unmöglich.“
Technologie wird von Herrschenden eingesetzt, um ihre Bürger*innen zu kontrollieren und zu befrieden. Die Gesellschaften der Kolonist*innen sind voll von technischen Wunderwerken. Aber ihre Menschen sind von dem Land, auf dem sie leben, losgelöst, voneinander entfremdet, ihre Augen ständig auf die geistlose Ablenkung auf ihren Bildschirmen fixiert, während ihre Ländereien austrocknen und verbrennen, um für ihre Sucht nach diesen giftigen Industrieprodukten zu bezahlen.
Technologie wird eingesetzt, um zu erobern, die Vorherrschaft zu behaupten und ganze Kulturen zu zerstören, die es wagen, die Weltordnung des Imperiums abzulehnen. Libyen, Afghanistan, Syrien, Irak — ganze Länder wurden durch die großartige Technologie der Imperialisten dezimiert, die den Tod vom Himmel regnen lässt.
Die Kolonisator*innen werden immer eine bessere Technologie haben als wir. Welche Technologien sie uns auch immer als Gegenleistung für unsere Kooperation mit ihrer Agenda versprechen, sie werden im Vergleich zu den Technologien, die ihre eigenen Gesellschaften antreiben, verblassen. Sie werden uns sagen, dass wir ihre Technologie brauchen, um zivilisiert zu sein und um nicht hinter den Rest der Welt zurückzufallen, aber die Maschine des Imperiums kann man nicht einholen. Sie wird uns zermahlen und ausmustern, lange bevor sie die versprochenen Geheimnisse preisgibt.
Technologie ist eine Waffe, die von den Mächtigsten eingesetzt wird, und es gibt keine Möglichkeit für uns, dieser Macht jemals das Wasser zu reichen. Warum sollten wir unser Leben darauf verwenden, ihr Spiel nach ihren Regeln zu spielen? Um im Gegenzug ihre veralteten Auslaufmodelle zu erhalten? Sie nutzen ihre Technologie, um uns davon zu überzeugen, dass wir weniger wert sind als sie, dass wir „rückständig“ sind und dass sie uns vor unserer „wilden“ Existenz „retten“ müssen. All das sagen sie, während ihre technologische Vorherrschaft von unseren Ressourcen und unserer Arbeit abhängt und sie uns zwingen können, uns selbst und unsere Kinder und Kindeskinder zu opfern, um ihnen den Treibstoff für ihre großen, wichtigen Maschinen zu liefern. Maschinen, die es ihnen ermöglichen, ihre Vorherrschaft über uns aufrechtzuerhalten, damit wir ihnen auf Dauer unterlegen sind. Wenn sie uns jemals das geben würden, was sie versprechen — die Befreiung, die ihre Technologie angeblich bringen wird —, wäre ihre Macht über uns verloren. Wir bräuchten sie nicht mehr, um uns vor unserer Wildheit zu „retten“, weil wir dann genauso zivilisiert wären wie sie.
Wenn wir so viel von uns selbst aufgeben, damit sie uns ihre Technologie geben, sorgen sie dafür, dass wir sie brauchen, um sie zu erhalten. Wir werden von ihrer Technologie abhängig und damit auch davon, dass sie uns weiterhin mit ihr versorgen und sie reparieren, wenn sie kaputt geht. Unser Leben beginnt sich um die Technologie zu drehen und wir vergessen, wie wir ohne sie leben können. Und während wir durch das beruhigende Leuchten unserer kleinen Bildschirme abgelenkt sind, werden unsere Ökosysteme von den Kolonist*innen dezimiert.
Technologie ist ein Zuckerbrot am Stock und kann uns nicht befreien, sondern uns nur domestizieren und versklaven. Lehne sie ab. Lehne es ab, an unseren technologischen Fähigkeiten gemessen zu werden oder daran, wie zivilisiert wir sind. Lehne die Kolonisator*innen und ihre falschen Geschenke und Manipulationen ab. Lehne ihre Zivilisation ab. Lehne ihre Kontrolle darüber ab, wer wir sind und wer wir sein werden.